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Unser Weg

Dezember 27th, 2013 Posted by Allgemein No Comment yet

Das von Sosai Oyama entwickelte Kyokushin Karate ist Ausdruck einer wirklichen Kampfform, bei der es weder etwas hinzuzufügen, oder etwas zu verändern gilt. „Wer nie durch das Feuer des Kampfes gegangen ist, wird nie verstehen was Kämpfen ist.“ (Oyama)

Das Kyokushin Karate, so wie andere kontaktlose Karate-Stilarten, die zudem im Wettkampf noch von einem Schiedsrichter nach Punkten entschieden werden, ist keine Budo-Kunst im eigentlichen Sinne. Der Budo-Weg kennt keinen Wettkampf mit Gegnern. In der Budo-Kunst gibt es keine Streben nach Ruhm und Geld. Vielmehr lehrt die Budo-Kunst dem Menschen, seine inneren Zusammenhänge zu verstehen und durch Übung zu vervollkommnen.

Mir geht es um eine stärkere Akzentuierung der Budo-Kunst, weshalb ich eine engere Orientierung unseres Weges an den Elementen Waza-Shin-Ki vornehme. Nur im Gleichgewicht zueinander können diese einzelnen Elemente ihre volle Wirkung auf den Menschen entfalten und individuellen Fortschritt ermöglichen.

Es erscheint sinnvoll, neben den Techniken unseres Karate auch Techniken aus dem Bujutsu zu berücksichtigen und sowohl die Zen-Philosophie (Meditation) als auch Ki als zentrales Moment unserer Übungen in den Unterricht zu integrieren. Zen-Meditation hat großen Nutzen für unser Karate-Training, weil es der Schlüssel zu einer unaufgeregten Geisteshaltung ist – „ein Geist, so unbeweglich wie ein Stein.“ Der aus dem chinesischen übernommene Begriff „Chi“ bezeichnet die Urenergie im chinesischen Taoismus. Aus ihr erwächst auch Mentalenergie, die neben vielen anderen Vorzügen zur Stabilisierung der Persönlichkeit, zu einer Vervielfachung der Kraft beiträgt und damit der reinen Muskelkraft deutlich überlegen ist. Das ist kein Glaubenssatz, sondern eine beweisbare Tatsache.

Lehr- und Übungsinhalte erweitern sich qualitativ und quantitativ ganz erheblich, wenn man das Verständnis für die Zen-Meditation und die Ki-Lehre erreicht hat. Damit verbindet sich aber auch einen große Herausforderung an alle Lehrer, nämlich diese Inhalte auch authentisch, seriös und fachlich korrekt zu vermitteln.

Das Zusammenführen von Karate-Techniken, Zen und Ki beutet eine Potenzierung der Effektivität unseres Karate und – noch wichtiger – eine Komplettierung der Persönlichkeit des Karateka. Leider wissen die meisten Karatekas, egal welcher Graduierung, nichts darüber.

Ich lege Wert auf die Feststellung, dass kein Zweifel daran besteht, dass das Kyokushin-Karate, weil es in seiner Wirkungsweise unübertroffen ist, in seiner Urform erhalten bleiben muss. Daran ist nicht zu rütteln.

Gleichwohl, wenn wir zum Anfang der Kampfkunst zurückkehren, dem Bujutsu, werden wir feststellen, dass es noch etwas Effizienteres gibt. Keinem Samurai wäre eingefallen, sich mit seinen Waffen in ein minutenlanges, auf und ab wogendes Gefecht zu begeben. Dabei war das höchste Ziel des Kampfes, zu Siegen ohne zu kämpfen – kontaktlos, aber mit tödlicher Sicherheit. Dazu war es zwingend notwendig, sich in verschiedenen Disziplinen zu schulen, die sich gegenseitig ergänzen: Waza-Shin-Ki. Diese Erkenntnis hat nach wie vor Gültigkeit und ist die Richtschnur auf unserem Weg des Karate.

Osu!

Ingo Freier